Verfasst von: vomhoellenhund | 24. Dezember 2015

Darauf einen Toastt

hawaii1Am 20. Februar 1953 soll es gewesen sein. Wir hatten noch keinen Fernseher und so war ich nicht mit dabei, als Clemens Wilmenrod den Toast Hawaii erfunden hat. D.h. wir hatten noch keinen Fernseher, aber alles andere ist falsch, zumindest unverbürgt. Wilmenrod hieß nicht Wilmenrod und konnte nicht kochen (Worauf es beim Toast Hawaii wohl auch nicht so sehr ankam), die Erstpräsentation fand 1955 statt, der Erfinder war wohl Hans Karl Adam.

(„Wilmenrod“ nannte sich so, weil er aus Wilmenrod stammte; er erfand das Arabische Reiterfleisch, die Gefüllte Erdbeere (laut wikipedia) und das Päpstliche Huhn .)

hawaii7Den Toast Hawaii gibt es wirklich, wann ich meinen ersten sah oder aß, weiß ich nicht mehr, auch nicht, ob ich beim Anblick oder beim Essen an die weite Welt dachte.  Der Toast Hawaii ist ein epochales Kult-Sandwich, sein Name geht darauf zurück, dass sein frappantester Bestandteil eine Scheibe Ananas (aus der Dose, arg gesüßt) war.

Das Rezept: Eine ungeröstete Toast-Scheibe mit Butter oder Magarine bestreichen, eine Scheibe gekochtenSchinken und eine Ananasscheibe übereinander legen. Dann für eine Minute unter den heißen Grill schieben. hawaii2Eine Scheibe Scheibletten-Käse über die Ananas legen und noch einmal unter den Grill schieben, bis der Käse schmilzt. Zum Schluss mit einer roten Cocktailkirsche garnieren und sofort servieren.

Gudrun Rothaug schreibt: „(Wilmenrod) bündelte auf wenigen Quadratzentimetern Weizenbrot die Sehnsüchte einer ganzen Epoche: Die verschwenderische Kombination aus Schinken und Käse demonstrierte den neu gewonnenen Wohlstand, Ananas und Cocktailkirschen drückten die Sehnsucht nach der weiten Welt aus.“

Petra Froede hat herahawaii5usgefunden, dass Wilmenrod den Toast Hawaii wohl abgekupfert hat, und zwar von einem “Hot Spamwich”. „Diese Wortschöpfung setzt sich zusammen aus Spam und Sandwich, wobei Spam der Name eines amerikanischen Dosenschinkens ist, der unserem „Frühstücksfleisch” entspricht. Er wurde 1937 von der Firma Hormel auf den Markt gebracht.“ Spam wiederum meint Spiced Ham, gewürztes Schinkenfleisch.

Womit auch geklärt ist, woher die unerwünschte, oft kommerzielle Massen hawaii4e-Mail ihren Namen hat. Interessant ist darüberhinaus die Frage, wie man Spam bzw. Frühstücksfleisch aus seiner Dose brachte. Denn dafür befand sich an der Dose „am Deckelblech oder seitlich eine Blechlasche, die in ein schlüsselförmiges, geschlitztes Drehwerkzeug eingesteckt wird. Das Deckelblech oder ein schmaler, vorgeprägter Streifen der Dosenwand wird dann durch Aufwickeln mit dem Drehwerkzeug herausgelöst. Das Drehwerkzeug ist entweder in der Packung beigefügt oder an die Dose angelötet. Im letzteren Fall kann der Drehschlüssel zum Gebrauch an einer Sollbruchstelle durch Hin- und Herbiegen abgebrochen werden“ (wikipedia).

hawaii3Ob es die putzigen Drehwerkzeuge ins 21. Jahrhundert geschafft haben, weiß ich nicht. Meinen bisher letzten Toast Hawaii habe ich letzen Samstag im „Goldenen Kreuz“ gegesssen, das Haus ist noch viel älter als der Toast Hawaii. Die Salatbeilage ist wohl dem gesunden Zeitgeist zu verdanken, die Sehnsucht denkt in die Vergangenheit. Anstatt der Cocktailkirsche hatte der Garnierer in die Ananaslochmulde einen Klecks Preiselbeerkonfitüre platziert. Wenn das der Clemens aus Wilmenrod gewusst hätte.

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