Sagen wir, eine Stadt hat ein altes, aber ehrwürdiges Theater, dessen Betrieb viel kostet, aber wenig einbringt – wenn man von der Kultur absieht. Sagen wir, eine Stadt hat ein altes, aber nichtsnutzes Fußballstadion, das nicht so viel kostet, aber gar nichts erwirtschaftet außer Scham bei den Heimspielen.
Jetzt will die Stadt, vertreten von ihren Bürgermeistern*, eine neues, ein besseres, ein richtig geiles Stadion. Für das man sich nicht schämen muss, nein, um das man beneidet wird. Und in dessen Flutlicht sich der Bürgermeister sonnen kann. Ein bisschen Flutlichtkönig. Was dabei, neben einer spielstarken Mannschaft fehlt, ist: Geld. Sagen wir, die Stadt hat keins.
Der Bürgermeister kennt jetzt einen, der wenig Interesse für Fußball hat, aber von etwas anderem viel: Geld. Und jetzt geht’s los! „Nebenbei darf ich anmerken, dass ich seit zehn Jahren etwa 40 Prozent des Nettoeinkommens (des Bauteams) für den (Fußballverein) ausgebe.“ Der Geldhaber zahlt das Stadion. Nicht das ganze, aber auch nicht nur das Flutlicht. Er tut das nicht uneigennützig. Wäre er ein uneigennütziger Mensch, hätte er nicht das Geld.
Damit sein Geld nicht weniger wird, erhält er vom Bürgermeister: die Möglichkeit, sein Geld zu mehren.
Dass der Geldhaber Bauunternehmer ist (heute sagt man auch Bauträger oder Bauteam), passt hier gut, denn die Stadt hat gute Baugründe und will darauf bauen lassen. Ein lustiges Geben und Nehmen. Der Bauträger bleibt eher im Dunklen, da sieht man ihn nicht, der Bürgermeister stellt sich ins Rampenlicht. Da der Bauträger sehr viel verdient, kann er auch die Verdienste der Bürgermeister ein bisschen aufwiegen.
Ein Geld-Zirkel. Zum Nutzen aller: Bauträger, Stadt, Fußballvereien, Bürgermeister – und wieder zurück. Und zum Nutzen der Kultur (schon vergessen ?), denn der Bürgermeister kann auch dem Theater ein wenig Geld geben. Und auch Sozialträgern. – Soweit das Märchen.
In der Realität geht das Input-Output-Spiel so nicht auf. Auf der Einlageseite fehlt etwas: Geld. Der Bauträger muss es sich ja irgendwoher verschaffen. Sagen wir, er kriegt das Geld, das vieleviele Geld von den Kunden, die sich von ihm Häuser und Wohnungen kaufen. Sagen wir, wenn er die Objekte für einen rellen Preis an FrauundMann brächte, bliebe nicht so viel Geld für Bauträger, Stadt, Bürgermeister & Co. Sagen wir, die Haus- und Wohnungskunden sind es, die Stadion und Bürgermeister und Flutlicht für dessen Anstrahlung und ein bisschen auch die Kultur finanzieren. Sagen wir, es ist die bekannte Crux, dass die Privatleute zu viel verdienen und die Öffentlichkeit am Hungertuch nagt. In Regensburg befördert(e) dieses Modell auch die SPD.
Könnte es nicht sein, dass dieses hocheffiziente Bauträgermodell auch für hohe Immobilienpreise und hohe Mieten sorgt. Nehmen wir an, dass das der kultursoziale Bürgermeister nicht gesehen hat, weil ihn das Flutlicht blendete. Im Theater nennt man Scheinwerfer, die ständig auf eine Person gerichtet sind, Verfolger. Der Bürgermeister als Kurzschlusspolitiker. Einer, der wie die SZ schreibt, „wie ein kleiner Junge staunt, dass er
plötzlich einen Haufen Geld kriegt“. Ein Politiker, der an Christkind und Weihnachtsmann glaubt.
Ich frage mich, warum er nicht gemerkt hat, dass das Märchen vom Joachim im Glück ein Märchen ist.
P.S. In anderen Städten ist man schon weiter. Ganze Teile der Stadt werden nicht nur privat gebaut, sondern auch privat verwaltet und kontrolliert. Man nennt das dann „Business Improvement District“ – zum Nutzen von Geschäftemachern. Die Politik ist ihre Stadt dann los, Regensburg heißt Continental – oder Tretzel-City. Die Korruption ist im Ansatz erstickt, Wolli ist Weihnachtsmann und Osterhase zugleich.
* Bürgermeister, Bauträger sind ungeschützte Begriffe, jeder darf sie verwenden. Bürgermeister und Bauträger gibt es in jeder Stadt. Wenn Regensburg ein Muster ist, dann nur für spezielles Ungeschick.
Zur Konkretisierung dieser Gedanken: regensburg-digital.de:
„Er denkt an alle. Er ist ein wirklich großzügiger Mensch. Es geht ihm nicht ums Geld. So ist er halt.“ So der Anwalt Ufer über seinen Bauträger. (…)
Beim, so Ufer, „spannendsten Komplex“, den 475.000 Euro Wahlkampfspenden entwirft der Verteidiger ein komplett anderes Bild als jenes der Staatsanwaltschaft. Es könne doch auch so gewesen sei: Tretzel habe die Wohnungspolitik der SPD gefallen. Der Unternehmer sei dann von Wolbergs mehrfach um Spenden gebeten worden, und er sei eben einer, der nicht nein sagen könne und habe immer wieder gespendet. Um keine Begehrlichkeiten bei anderen zu wecken habe er dies knapp unter der 10.000-Euro-Grenze getan. Und so hätten auch andere aus seinem Umfeld – vornehmlich Mitarbeiter – gehandelt.
Diese Mitarbeiter hätten sich aufgrund einer Gewinnbeteiligung, die Tretzel diesen vor Jahren zugesagt habe, ohne dies zu müssen („So ist er halt.“), bei BTT „dumm und dämlich verdient“. Sagt der Verteidiger über seine Mandanten. (Stefan Aigner)
Da darf sich jemand aus dem Geld seiner Kunden krösusmäßig (uferlos) bereichern und die Stadt dankt für die Brosamen. So hab ich’s gern.